CAS Wiederaufbau Ukraine

13.02.2025

Im Januar startete an der Berner Fachholschule BFH bereits zum dritten Mal in Folge das «CAS Wiederaufbau Ukraine». Die Kuratle Group unterstützt diese praxisnahe Weiterbildung für geflüchtete Personen – mit einem Schwerpunkt auf weiblichen Studierenden – mit einer Patenschaft und einer Holzspende. Mit unserer Patenschaft ermöglichen wir Mariia Sitko die Teilnahme am CAS. Erfahren Sie im Interview mehr über Mariia und das CAS.  

Kannst du uns etwas über deine Ausbildung und deinen Beruf in der Ukraine erzählen?

Ich bin ausgebildete Innenarchitektin, habe jedoch in verschiedenen Designbereichen gearbeitet wie Modedesign oder Industriedesign. Bereits mit 14 Jahren begann ich dank meiner Hobbys Geld zu verdienen. Mit 16 hatte ich meinen ersten offiziellen Job als Blumenverkäuferin. Während meines Studiums arbeitete ich als Modedesignerin bei einer grossen Produktion, was mir ein Verständnis für den internationalen Markt und die Produktionstechnologien in verschiedenen Ländern vermittelte. Mit 24 Jahren wurde ich Unternehmerin, eröffnete ein Designstudio und produzierte Textilien für Hotels und Restaurants. Später rief ich ein Projekt ins Leben, bei dem wir auf Holz druckten, und begann mit der Möbelproduktion.
Mein Wissen und meine Erfahrung ermöglichten es mir, als Vermittlerin zwischen Kunden und Produktion zu agieren. Leider konnte ich diese Projekte nicht weiterentwickeln und musste einen neuen Weg einschlagen, daher mein Interesse am CAS. Die Weiterbildung gibt mir die Möglichkeit, mich selbst weiterzuentwickeln und meiner Heimat zu helfen.

Was sind deine Zukunftspläne?

Was meine Zukunftspläne betrifft, so sind sie kurzfristig, weil das Leben jetzt stattfindet. Langfristige Ziele habe ich auch, aber die wichtigsten Entscheidungen werde ich erst dann treffen können, wenn der Krieg vorbei ist. Kurzfristig suche ich nach einem Job, der mir eine Weiterentwicklung ermöglicht und mich besser in die Gesellschaft integriert. Ein langfristiges Ziel ist es, mein eigenes Holzdruckprojekt hier zu starten. Vielleicht werde ich dann Kunde der Kuratle Group und kann hochwertiges Holz bei einer Handelsgesellschaft der Kuratle Group bestellen.

Was erhoffst du dir vom CAS Ukraine?

Mein grösster Wunsch und meine Hoffnung für unser Team besteht darin, in kurzer Zeit ein wertvolles Konzeptprojekt zu erstellen. Ich erhoffe mir auch, dass das CAS die Aufmerksamkeit von Organisationen wie dem SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) und anderen, die der Ukraine helfen und in deren Entwicklung investieren, auf unsere Projekte lenken können. In der ukrainischen Realität wurden bereits viele Initiativen mit Hilfe der Regierung, ukrainischen Unternehmen und Spenden umgesetzt, auch im Zivilschutz. Aber der Zeitmangel ist unser Hauptproblem, weshalb der Ansatz eher situativ als umfassend ist. Es wäre viel einfacher und schneller, etwas Bestehendes zu rekonstruieren, aber uns wurde eine globalere Aufgabe übertragen. Mein Hauptwunsch ist jedoch, dass unser Projekt eine Zukunft hat und realisiert wird.

Um was geht es in deinem Projekt?

Unser Projekt konzentriert sich auf die Entwicklung einer multifunktionalen Schutzstruktur, die als Schutzraum für die Zivilbevölkerung dienen soll. Dieses Gebäude soll nicht nur Schutz bieten, sondern auch ein soziales Zentrum sein. In Zeiten, in denen es in Landesteilen der Ukraine täglich mehrere Stunden Alarm geben kann, müssen Menschen produktiv bleiben können, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Das Konzept vereint Schutz und Lebensqualität und soll sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten offen für alle sein. Derzeit befinden wir uns in der Verhandlungsphase und analysieren die Bedürfnisse sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen, um sicherzustellen, dass das Projekt auf realen Anforderungen basiert.

Das Projektteam rund um Mariia Sitko.
Mariia Sitko (links) und Corinne Kuratle am Kuratle Group Weihnachtsabend.

Arbeitest du mit dem ukrainischen Ministerium für Notsituationen zusammen? Wie kam der Kontakt zustande und wie sieht er in der Praxis aus?

Wir arbeiten bisher nicht offiziell zusammen. Bisher hatten wir einige Gespräche, die jedoch ausschliesslich beratender Natur und auf persönlichem Netzwerk basierten. Wir dürfen keine weiteren Informationen preisgeben, da die Umsetzung solcher Projekte in der Ukraine aufgrund der komplizierten Vorschriften eine Herausforderung darstellt.

Welche Erkenntnisse erhoffst du dir von deinem Aufenthalt in der Schweiz?

Wir passen unser Projekt und das Budget laufend an, um ein Gleichgewicht zwischen Vorschriften und Funktionen, zwischen den Möglichkeiten der Gemeinden und den Bedürfnissen der Bevölkerung zu finden. Wir möchten verstehen, wie die Schweiz ihre Schutzräume gestaltet hat, ob die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einbezogen wurde und welche Unterstützung verfügbar ist, sei es finanziell oder anderweitig. Diese Erkenntnisse geben uns Hoffnung und Motivation für die Zukunft unseres Projekts.

Welche Rolle spielt Holz in deinem Projekt?

Holz wird in unserem Projekt für Dekoration, Möbel und Raumaufteilung verwendet. Wir sind daran interessiert zu erfahren, wie Holz in der Schweiz im Bauwesen eingesetzt wird und welche Belastungen die Strukturen aushalten können. Beratungen und tiefgreifende Gespräche mit der Kuratle Group könnten uns neue Ideen und Möglichkeiten aufzeigen.